Die Firma „Gilbern Sports Cars (Components) Ltd“ wurde 1959 durch Giles Smith und dem Deutschen Bernard Friese – gegründet. Smith war von Beruf Fleischhauer, und von Berufung Autoliebhaber, aber zumindest Friese brachte eine gewisse Erfahrung in der Verabeitung von Fiberglas mit in die neue Firma.
Sitz des Unternehmens war Llantwit Fardre, Pontypridd, Glamorgan, Wales, knappe 20 km nordwestlich von Cardiff, und machte Gilbern zu einer ganz raren Spezies – zu einer walisischen Automarke.
Wie bei den Mitbewerbern wurden die Gilberns anfänglich als Bausätze, also als sogenannte „Kit Cars“ – was Gilbern Besitzer bis heute nicht gerne hören – angeboten, die in Großbritannien steuerlich begünstig waren, aber später konnte man auch komplette Fahrzeuge erwerben.
Das erste Modell von Gilbern wurde „Gilbern GT“ genannt, und war ein 2+2 Coupe mit dem 948 ccm Motor aus dem Austin A35 (GT Mk 1), für den optional ein Kompressor von Shorrocks erhältlich war. Ganz wenige Exemplare wurden vom potenteten Coventry Climax Motor angetrieben.
Spätere Versionen bekamen den leistungsstärkere Motor der B-Serie mit 1.500 bis 1.800 ccm, wie sie in MG A und MG B verbaut wurde. Mit dem MG B Motor wurde auf dem Gilbern GT der Gilbern 1800. In Summe entstanden von diesem Typ (wahrscheinlich) 277 Stück.
Gilbern wurde 1965 von der „Society of Motor Manufacturers and Traders“ als Mitglied akzeptiert – eine Vorbedingung dafür, dass man auf der International Motor Show in Earls Court seine Modelle präsentieren durfte. Auf den Ausstellungen hatte Giles Smith seine legendären Auftritte, bei denen er, um die Festigkeit der Kunststoffkarosserie zu dokumentieren, am Dach eines Autos herumtanzte und dazu auch noch beide Türen öffnen ließ.
1966 wurden dem 1800 ein optisch ähnliches, aber luxuriöseres und stärkeres Modell zur Seite gestellt. Der Gilbern Genie wurde von einem 2,5 oder 3,0 Liter V-6 aus dem Hause Ford angetrieben und hatte ein Schaltgetriebe mit optionalem Overdrive.
1968 war es um die Finanzen von Gilbern schlecht bestellt, sodaß man sich auf die Suche nach einem Investor machen musste – und ausgerechnet in der „Ace Capital Holdings Ltd“, einem Hersteller von „einarmigen Banditen“ fand, die gleich die ganze Firma übernahm, was kurz darauf Giles Smith zum Verlassen seines Unternehmens veranlasste.
Für rund ein Jahr war der Genie 3.0 das einzige Modell – mit rund 78 Exemplaren sollte der Genie das rarste Serienmodell bleiben – und 1969 wurde die bewährte Form neuerlich überarbeitet, das Chassis verstärkt und mit größeren Bremsen ausgestattet – fertig war der Gilbern Invader, der luxuriöser und natürlich teurer als der Vorgänger war.
Nach knapp 10 Jahren begann der Niedergang von Gilbern. Ace Capital Holdings wurde 1970 übernommen, und die „Großmutter“, Mecca Leisure Group, ein Betreiber von Nachtclubs, Hotels, Bingo Salons und – später – der Kette „Hard Rock Cafe“ hatte an einem kleinen, walisischen Autohersteller wenig Interesse und verkaufte das ganze Unternehmen an Maurice Collins, der seinerseits zwei Jahre später an seinen Co-Direktor Mike Leather verkaufte.
1971 kam eine leicht überarbeitete Mk 2 Serie auf den Markt, der ein Jahr später der Mk 3 folgte.
Teuer gewordene Modelle – 1972 kam der Gilbern Invader aus stolze Lst 2.693,- – die neue VAT (Mehrwertsteuer) auch für Bausatzautos und interne Probleme durch die raschen wechselnden Besitzerverhältnisse führten schließlich – 500 gebaute Invaders später – zur Produktionseinstellung im Jahre 1974.
Gilbern „ging mit Stil“ und präsentierte kurz vor dem Ende ein spektakuläres „Concept Car“ namens T11. Der von Stardesigner Trevor Fiore gestylte T11 hatte einen Rohrrahmen, Kunststoffkarosserie und einen getunten 1,5 Liter Motor aus dem Austin Maxi als Mittelmotor. Das Einzelstück existiert noch, und wurde nach knapp 40 Jahren von einem Sammler restauriert.